In sozialen Netzwerken verbreiten sie sich wie ein Lauffeuer: Videos von süßen exotischen Plumploris – die Beiträge werden tausendfach gelikt, kommentiert und geteilt. Die Folge: Immer mehr Menschen möchten auch ein so exotisches Tier als Haustier halten. Was vielen dabei nicht bewusst ist – dahinter steht unsagbares Leid für das einzelne Tier, Wilderei und illegaler Handel und sogar die Ausrottung ganzer Plumplori-Arten.
Der ETN hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, Verbraucher darüber aufzuklären, warum die exotischen Tiere keine Haustiere sind und welche schwerwiegenden Auswirkungen die Haltung der Tiere hat. Wir möchten Internetbenutzer*innen dafür sensibilisieren, dass jedes „Gefällt mir“, jedes „Teilen“ und jeder positive Kommentar verheerende Folgen für die ganze Tierart hat.
Hilfe für die Tiere – ganz konkret
Doch der ETN klärt nicht nur auf, sondern leistet auch angewandt und ganz konkret Hilfe. Daher unterstützen wir auch Projekte, die den Tieren helfen, die zu Opfern des illegalen Handels geworden sind – im Idealfall Projekte, in denen die Tiere am Ende wieder in ihrer natürlichen Umgebung leben.
Ein nun vom ETN gefördertes Forschungsprojekt trägt dazu bei, die kranken und oft traumatisierten Plumploris in Auffangstationen bestmöglich zu halten sowie sie auf ein – soweit noch möglich – Leben in freier Wildbahn vorzubereiten. Dazu wird untersucht, welche Maßnahmen sich in Menschenobhut am besten eignen, um das natürliche Verhalten der Tiere zu fördern – so werden Verhaltensstörungen vermieden und die Tiere können im Falle einer späteren Auswilderung auch in ihrer natürlichen Umgebung überleben.
Zudem werden die Forschungsergebnisse dazu genutzt, Empfehlungen zur Haltung der Loris – sowie auch weiterer Affenarten mit ähnlichem Futter- und Verhaltensspektrum, für die Auffangstationen zu verfassen. So können konfiszierte Tiere weltweit möglichst effektiv gepflegt und im Idealfall auf eine Wiederauswilderung vorbereitet werden.
Plumploris – viele wissen wie sie aussehen, doch niemand kennt ihren Namen
Der Name sagt wohl kaum jemand etwas, aber fast jeder von uns hat die süßen Tiere schon in den sozialen Medien als Star eines Videos gesehen – ein süßes Tier mit großen Augen, das die Arme über den Kopf streckt um sich „kitzeln“ zu lassen, einer, der nach einem Klumpen Reis greift, ein anderer, der ein Cocktailschirmchen festhält. Waren Plumploris vor wenigen Jahren völlig unbekannt, mauserten sie sich durch Facebook und Co. zu echten Internet-Stars. Leider mit der Folge, dass eine gewaltige Welle der Nachfrage nach den ohnehin schon dank Zerstörung ihres Lebensraums stark bedrohten Arten als Haustier folgte – und immer mehr Tiere illegal aus ihrem natürlichen Lebensraum heraus gefangen werden. Zumal Plumploris auch in großer Zahl Opfer von Fototourismus werden – insbesondere in beliebten Urlaubsregionen wie Thailand.
Um es kurz zu machen – es steht schlecht um Plumploris, und der ETN möchte das unbedingt ändern. Wir haben eigens eine Website für dieses Projekt erstellt, um über die Problematik aufzuklären und Internetnutzern einfache Mittel an die Hand zu geben, sich verantwortungsbewusst im Netz zu verhalten und andere Nutzer ebenfalls aufzuklären. Wir haben eine Petition gestartet, die Facebook und Youtube dazu auffordert, keine Videos mit exotischen Tieren als Haustier zu erlauben – denn das regt die Nachfrage nach den Tieren als Haustier an. Wir wollen langfristig und nachhaltig helfen, und dazu müssen die Ursachen bekämpft werden – heißt: ein Stopp der Nachfrage an Plumploris und anderen exotischen Tieren als Haustier, so dass sie nicht dem illegalen Wildtierhandel zum Opfer fallen. Doch auch den bereits geschädigten Tieren muss geholfen werden – dies hoffen wir durch das von uns finanzierte Forschungsprojekt zu erreichen.
Plumploris – ganz besondere Primaten
Plumploris, bei denen momentan bis zu acht Arten unterschieden werden, sind heimisch in Südostasien. Die nachtaktiven Tiere sind Baumbewohner, die in freier Wildbahn insbesondere Baumharz und -säfte, Früchte, Insekten und sogar kleinere Wirbeltiere fressen. Ihre besondere Gesichtsfärbung ähnelt einer Kobra, und die Tiere imitieren sogar das Fauchen der Schlangen. Aber die Ähnlichkeit geht noch weiter: Plumploris sind eine der wenigen giftigen Primaten – eine Drüse am Ellenbogen produziert ein starkes Gift, das, in Verbindung mit Speichel, selbst Menschen gefährlich werden kann. Genau richtig wenn man kleine Wirbeltiere jagt, aber eben auch, wenn man sich effektiv verteidigen möchte – die vermeintlich süßen Videos, auf denen die Loris ihre Arme über den Kopf strecken, um sich kitzeln zu lassen, zeigen genau das – eine Abwehrhaltung und Warnung. Die Loris würden nun ihre Giftdrüsen ablecken, um im nächsten Schritt zuzubeißen. Um das zu verhindern, werden den Loris jedoch – ohne Betäubung, nur mit einem Nagelklipper – die spitzen Eckzähne herausgebrochen. Viele Tiere sterben nach einem solchen Eingriff – in freier Wildbahn sind solche Tiere, insofern sie überhaupt gerettet werden können, oft nicht mehr lebensfähig und müssen den Rest ihres Lebens in einer Auffangstation betreut werden.
Befeuert durch virale Videos in den sozialen Medien, die Plumploris als Haustiere zeigen, ist der illegale Handel mit den Tieren zwischen 2008 und 2013 in Thailand um rund 58% angestiegen. Loris, die konfisziert werden, werden in Auffangstationen untergebracht – doch diese sind durch ihre mangelnden Ressourcen nicht auf die Mengen an Tieren eingerichtet und können dem Platzbedarf und den natürlichen Bedürfnissen der Loris oft nicht nachkommen.
Das Forschungsprojekt
Um diesen Tieren zu dem bestmöglichen Leben nach diesen traumatischen Erfahrungen zu helfen, unterstützen wir nun das an der Universität von Oxford Brookes angesiedelte und vom Little Fireface Project initiierte Forschungsprojekt mit dem klangvollen Titel: Versuche zur Förderung von Aktivität und Reduzierung von Stereotypien mit Baumharzen bei dem bengalischen Plumplori (Nycticebus bengalensis) in der nationalen Auffangstation Bang Phra Wildlife, Chonburi, Thailand. (Original: Gum enrichment experimentation to improve activity or reduce stereotypic behaviour in Bengal slow loris, Nycticebus bengalensis, in Bang Phra Wildlife Domestic Research Station, Chonburi, Thailand.)
Das vom ETN finanzierte Forschungsprojekt wird in der Bang Phra Wildife Domestic Research Station in Thailand durchgeführt. Dort sind momentan 99 konfiszierte Plumploris untergebracht – und die Zahl der konfiszierten Tiere steigt immer rapider an. Die Tiere sind dort momentan, in Folge der Überbelegung, in zwei verschiedenen Arten von Gehegen untergebracht – es gibt Gruppenhaltung in größeren, natürlich eingerichteten Käfigen sowie Individualhaltung in kleinen Käfigen. Ziel ist es, möglichst viele der Loris auszuwildern.
Um eine Wiederauswilderung zu ermöglichen und das natürliche Verhalten der konfiszierten Tiere zu fördern, wird nun erforscht, auf welche Weise man am besten ein möglichst naturnahes Verhalten der Tiere anregen kann.
Dazu wird in einem ersten Schritt das Verhalten der Beobachtungstiere erfasst. Nun werden insgesamt drei verschiedene Arten der Futtergabe getestet: Ein frei hängender und durchlöcherter Bambusstock, in den Gummi arabicum (eine Leckerei für die Tiere) gefüllt wird; ein komplett an dem Käfig befestigter Bambusstock, ebenfalls durchlöchert und mit Gummi arabicum gefüllt; sowie eine Holzkiste, die mit Insekten gefüllt ist, welche von Blättern bedeckt werden. Zusätzlich werden zwei verschiedene Arten von Schlafhöhlen angeboten: eine eckige Box, sowie eine Röhre. So kann herausgefunden werden, welche Art der Futtergabe und Schlafmöglichkeit von den Tieren am besten angenommen wird und abnormes Verhalten reduziert. Diese Ergebnisse können von Auffangstationen einfach umgesetzt werden, um konfiszierte Loris (und weitere Tierarten mit ähnlichem Nahrungsspektrum) möglichst gut zu halten und auf eine Auswilderung vorzubereiten.
Das Projekt untersucht weiterhin, welche Unterschiede sich im Verhalten zwischen Gruppen – und Einzelhaltung der Plumploris zeigen; und wie die Tiere in der Auffangstation gefüttert werden. Die Ergebnisse der Studie können zukünftig dazu genutzt werden, konfiszierte Tiere möglichst gut unterzubringen und zu ernähren, so dass ein erster Grundstein für eine Auswilderung gelegt wird.
Ihr Einsatz für Plumploris in Not:
Wenn auch Sie helfen möchten, Plumploris und weitere exotische Arten zu schützen, unterstützen Sie unsere Aufklärungsarbeit und teilen Sie unsere Petition. Oder spenden Sie, um unseren Einsatz für bereits dem Wildtierhandel zum Opfer gefallenen Loris erst möglich zu machen.
Mehr Infos zu unserem Projekt finden Sie hier.