Die Atacama-Wüste in Chile ist ein wahres Naturphänomen. Aber die vielen bunten Farbkleckse, die die Wüste zieren, sind nicht etwa Blumen. Tausende Kleidungsstücke stapeln sich in der hügeligen Landschaft. Alte, abgetragene Kleidung, Textilabfälle und unverkaufte Neuware reihen sich aneinander. Bis zu 20 Tonnen Klamotten landen pro Tag in der Wüste, rund 59.000 Tonnen jährlich. Aber das Problem hat nicht Chile allein, es beginnt viel früher.
Die Modeindustrie hat durch die Fast Fashion ein großes Problem. Nicht nur mit der enormen Abfallmenge, sondern auch mit dem Material. Da synthetische Stoffe wesentlich billiger sind als natürliche Stoffe, werden sie von der Modeindustrie immer häufiger eingesetzt. Das ist ein Problem, denn Polyester braucht bis zu 200 Jahre um sich zu zersetzen und bei einer Wäsche können bis zu einer Millionen Mikroplastikfasern aus dem Kleidungsstück freigesetzt werden. Zudem sind die Textilien durch beispielsweise Färben, Bleichen oder Bedrucken genauso giftig wie alte Autoreifen. Ein weiteres Problem der Fast Fashion ist ihre Wasserbilanz. Die Textilbranche ist mittlerweile für rund 20 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs verantwortlich. Pro T-Shirt werden allein 2.700 Liter Wasser verbraucht. So viel Wasser trinkt ein Mensch in zweieinhalb Jahren. Das alles ist so schon schlimm genug, aber durch die Überproduktion werden diese Faktoren verschlimmert. 40 Milliarden Kleidungsstücke, die produziert wurden, werden nicht verkauft.
Diese Kleidungsstücke treten dann ebenfalls als „Abfall“, gemeinsam mit dem tatsächlichen Textilmüll ihre Reise an. Oft zu großen Ballen zusammengefasst, bei denen man von außen nicht die Qualität der Kleidung beurteilen kann, erreichen sie die Importeure der verschiedenen Länder. In Chile sind es etwa 50 Importeure, die Altkleider importieren. Sie öffnen die Ballen, um die noch brauchbare Kleidung zu sammeln, die sie dann auf dem lokalen Markt noch verkaufen können, den Rest, um die 40 Prozent, sortieren sie aus.
Da die importierte Kleidung nicht immer als Textilmüll deklariert ist, ist nicht klar, wie die aussortierte Ware entsorgt werden soll. So landet sie letztendlich in der Wüste, denn auf normalen Deponien wird diese Art Sondermüll nicht angenommen. Aber für die Textilindustrie ist das der günstigste Weg der Entsorgung, die in Europa etwa 200 Euro pro Tonne kostet.
In Chile sorgt das aber für enorme Probleme. Nicht nur die offensichtliche Verschmutzung der Umwelt ist hierbei problematisch. Zusätzlich sorgt das Verbrennen der Kleidung für eine intensivere Verschmutzung, vor allem der Luft und des Bodens. Dieses Problem ist aber insgesamt nicht auf Chile begrenzt. Viele ärmere Länder, überwiegend in Afrika und Südamerika haben diese Probleme. Ihnen fehlt aber das Geld und andere Möglichkeiten, um das Abladen zu verhindern, geschweige denn den Müll zu beseitigen.
Aber das darf nicht so bleiben. Die Deponien stellen ein erhebliches Gesundheitsrisiko für die anliegende Bevölkerung dar. Eine LKW-Ladung voller Textilien wird pro Sekunde auf Deponien abgelegt oder dort verbrannt. So gelangen giftige Chemikalien in die Luft und ins Grundwasser.
Wir sind der Meinung, dass die Menschheit umdenken muss. Nur weil es nicht in unserem Land ist, bedeutet dies nicht, dass es nicht unser Problem ist. Wir sind auch ein Teil der Kette!
Es gibt schon ein paar Unternehmen, die gegen diese illegalen Deponien ankämpfen. Das Unternehmen Ecofibra in Alto Hospicio, einer Stadt in der Wüste Chiles, nutzt die Altkleider und Textilabfälle beispielsweise als Rohstoff für ihre Wärmedämmplatten.
Aber was können wir hier bei uns tun, um etwas im Kampf gegen diese große Umweltverschmutzung beizutragen?
Zum einen können wir unseren Kleidungskonsum reduzieren. Weniger neu, mehr Second-Hand kaufen; Kleidung die uns nicht mehr gefällt, wieder verkaufen; Kleidung wirklich so lange tragen bis sie kaputtgeht. Und dann? Auch mit kaputter Kleidung kann man noch etwas anfangen. In den nachfolgenden DIYs möchten wir euch zeigen wie. Das erste ist einfach, das zweite und das dritte sind ein wenig komplexer (hierzu wäre es gut, eine Nähmaschine zu haben).
1) Eine Einkaufstasche aus einem alten T-Shirt
- Nimm ein altes T-Shirt und schneide zunächst die Ärmel ab.
- Schneide nun den Kragen aus. Je nachdem ist es hilfreich, eine Schüssel als Maß zu nehmen.
- Nun überlege dir, wie tief die Tasche werden soll und zeichne dort eine Linie. Hierfür am besten das T-Shirt umdrehen.
- Lass das T-Shirt zusammenliegen und schneide nun Streifen vom Saum bis zum Strich.
- Jetzt kannst du immer den vorderen mit dem hinteren Streifen verknoten und das T-Shirt am Ende wieder umdrehen. Fertig ist die Einkaufstasche!
2) Geschenktaschen aus Jeansbeinen
- Schneide das Bein auf die gewünschte Länge. Wenn gewünscht, kann auch Dekoration angenäht werden.
- Drehe dann das Stück auf links und nähe nun, am besten mit einer Nähmaschine, das abgeschnittene Ende zusammen.
- Nun kannst du es wieder richtig herumdrehen und fertig ist die Geschenktasche.
3) Ein Werkzeuggürtel aus einer alten Jeans
- Nimm eine alte Jeans. Der Hosenbund und die Front- und Gesäßtasche einer Seite sollten intakt sein.
- Schneide nun vom Reißverschluss ausgehend entlang des Hosenbunds bis zur Mittelnaht am Gesäß.
- Jetzt schneidest du um die Gesäßtasche und um die Vordertasche herum. Der Reißverschluss wird entfernt. Eine zusätzliche Tasche kann von Hand angenäht werden.
- Wer eine Nähmaschine besitzt, kann nun den Rand mit einer Borte oder einem Schrägband umnähen.