Steinbruch Schönenberg

Ein wertvolles Biotop für den Artenschutz

Regionaler Artenschutz ist ein großes Thema beim ETN, aus diesem Grund wurde der ETN im Jahr 2009 Eigentümer eines einzigartigen Biotops: Der Grauwacke-Steinbruch Schönenberg im Rhein-Sieg-Kreis (Bergisches Land)

Steinbrüche wurden früher oftmals nach Aufgabe der Abbautätigkeit als willkommene Müll- und Abraumdeponien genutzt. Inzwischen hat man erkannt, dass stillgelegte Steinbrüche sich zu einzigartigen Lebensräumen entwickeln können, in denen seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten einen Rückzugsort finden können. Wichtigste Voraussetzung ist, sie dürfen nicht verbuschen, sie müssen offen gehalten werden. In den Steilwänden können dann seltene Vogelarten wie Wanderfalken oder Uhus ungestörte Nistplätze vorfinden und in noch vorhandenen Tümpeln und Teichen herrschen optimale Lebensbedingungen für Amphibien. Ein weiterer wichtiger Grund für die Offenhaltung: Die Sonne muss die Felsen und Steine ungehindert aufwärmen können. Steine und Felsen erreichen so eine viel höhere Temperatur als Wälder und Wiesen in der Umgebung. Es entsteht eine Wärme-Insel in der Landschaft, die zu einem wertvollen Lebensraum für Wärme liebende Tiere und Pflanzen wird, für Eidechsen, Schlangen und viele Insektenarten (Schmetterlinge, Wildbienen, Heuschrecken usw.). Oft findet man in alten Steinbrüchen ein kleinräumiges Mosaik verschiedener Lebensräume und Biotope, vom Teich über Magerrasen bis hin zu Geröllhalden. So kann auf kleinstem Raum eine beeindruckende biologische Vielfalt entstehen, die unseres Schutzes bedarf!

Auch im Steinbruch Schönenberg findet man verschiedene Lebensraumtypen, damit ist das Gelände besonders wertvoll für selten gewordene Tier- und Pflanzenarten. Ein größerer Teich bietet hier Amphibien wie Teichmolchen, Fadenmolchen, Erdkröten und Grasfröschen ein ideales Laichgewässer. Im Jahr 2014 wurden außerdem zwei Kleingewässer von der Unteren Landschaftsbehörde angelegt, die Lebensraum für die vom Aussterben bedrohte Gelbbauchunke schaffen sollen. Gelbbauchunken sind vom Aussterben bedroht und nutzen temporäre Pfützen oder Tümpel als Laichgewässer. Im Steinbruch Schönenberg ist die Art bisher zwar noch nicht aufgetaucht, es kann aber durchaus auch einige Jahre dauern bis die Amphibien die neuen Tümpel als Habitat für sich entdecken. Bisher werden die neu angelegten Gewässer von Wasserkäfern und Libellen besiedelt und tragen somit auch jetzt schon zum Schutz unserer bedrohten Insektenfauna bei.

Während die Auswilderungsversuche des Uhus Clarence vor einigen Jahren im Steinbruch scheiterten, haben wilde Uhus den Steinbruch nun selbständig für sich entdeckt. Im Herbst 2014 wurde sogar ein Pärchen gesichtet, was Hoffnungen wach werden ließ, der Steinbruch könne künftig als Brutplatz dienen. Doch leider wurde eines der Tiere kurze Zeit später an der angrenzenden Bundesstraße überfahren gefunden. Doch glücklicherweise fand unser Uhu wieder einen neuen Partner, sodas im Frühjahr 2019 zwei Uhus zur Welt kamen. 

Schaut man an Sommertagen in den Himmel über dem Steinbruch, hält die Vogelwelt noch einige weitere Überraschungen parat: Zahlreiche Rotmilane nutzen die günstige Thermik und kreisen gemeinsam mit Bussarden über dem Steinbruch und oft kann man in den letzten Jahren auch Kolkraben beobachten, die vermutlich im nahegelegenen Wald nisten.

Auch die Pflanzenwelt im Steinbruch Schönenberg hat einiges zu bieten. Da artenreiche magere Wiesen (sogenannte Magerrasen) in unserer durch intensive Landwirtschaft geprägten Landschaft selten geworden sind, finden die Bewohner solcher mageren Standorte v.a. in Steinbrüchen und auf Truppenübungsplätzen Rückzugsgebiete. 
Der steinige, nährstoffarme Boden im Steinbruch bietet hierfür ideale Bedingungen und so entdeckt man hier mittlerweile verschiedene bedrohte Nelkenarten (z. B. Heidenelke, Felsennelke und Raue Nelke) und andere Pflanzen, die typisch für nährstoffarme Böden sind, wie zum Beispiel der Gelbe Hohlzahn und das Frühlings-Fingerkraut.

Die Betreuung und Pflege des Steinbruchs Schönenberg hat die Ortsgruppe Ruppichteroth des Bergischen Naturschutzvereins übernommen. Mithilfe der FÖJ-ler des ETN finden regelmäßig Maßnahmen zur Entbuschung des Geländes statt und einmal pro Jahr wird die Magerwiese gemäht, denn nur so können die wertvollen Lebensräume im Steinbruch erhalten werden. Unser besonderer Dank gilt Heinz Schumacher, dem Vorsitzenden der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis und der Ortsgruppe Ruppichteroth des Bergischen Naturschutzvereins, für seinen unermüdlichen Einsatz für den Erhalt des Lebensraums Steinbruch Schönenberg!