Das Tierleid auf den Straßen in Bosnien und Herzegowina ist kaum vorstellbar und kann nur durch Kastrationen gelindert werden. Wir sind froh, dass wir mit „Happy Paws Bihać“ einen Verein gefunden haben und unterstützen können, der nicht wegsieht und sich dem Leid der Straßentiere angenommen hat. Elvira Rakovic berichtet Ihnen, wie sich die Lage der Straßentiere in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat und wie die Tierschützer:innen heutzutage vorgehen.
Die Tierschutzorganisation „Happy Paws“ wurde von einem jungen Paar, Alisa und Dino Mujnovic aus Bihać, Bosnien und Herzegowina gegründet. Obwohl die Organisation sich hauptsächlich auf die Betreuung von streunenden Hunden konzentriert, darf die Situation der Katzen nicht außer Acht gelassen werden. Es ist in Bosnien allseits bekannt, dass die Zahl streunenden Katzen zunimmt, sobald die Zahl der Straßenhunde sinkt. In der Region Bihać begann dies allmählich zu passieren, und die Organisation wollte etwas unternehmen, um zumindest einigen Katzen das Leben zu erleichtern.
Rückblickend ist es tragisch, dass es in Bosnien und Herzegowina vor 2009 kein Tierschutzsystem gab. Nur selten wurden Tiere unter guten Bedingungen gehalten, und streunende Tiere wurden erschossen. Niemand schien sich darum zu kümmern, dass diese Art des Umgangs mit unerwünschten Tieren unmenschlich und aus vielen Gründen ungerechtfertigt war. Oftmals waren es allein Kinder, die Mitleid mit den Straßentieren hatten. Sie begruben erschossene Tiere, um ihnen zumindest etwas Ruhe zu geben und nutzten ihr kostbares Taschengeld, um den Vierbeinern Futter zu kaufen. Das Leiden dieser liebenswerten Geschöpfe und ihre tragischen Schicksale können wir Tierschützer:innen nur mit einem Gefühl der hoffnungslosen Traurigkeit beschreiben.
In den 1990er-Jahren gab es in Bosnien einen schrecklichen Krieg, der die Situation noch verschlimmerte. Erst 2009 wurde das erste Tierschutzgesetz des Landes verabschiedet, das es illegal machte, Hunde und Katzen zu töten. Das Gesetz legte den Grundstein, aber seitdem musste viel getan werden, um vor allem das Denken der Menschen zu ändern. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Die ersten Massensterilisationen in unserer Stadt begannen 2010, als 30 streunende Hunde kastriert wurden. Seitdem gab es zwei weitere Projekte zur Massensterilisation. Eines dieser Projekte wurde von ETN organisiert. Mittlerweile gibt es auch ein öffentliches Tierheim für Hunde, welches mit der deutschen Organisation Arche4Dogs kooperiert. Die Stadt Bihać ist nicht stark involviert, außer beim Einfangen der Hunde und ihrem Transport zu einer Deponie neben dem überfüllten Tierheim. Monatlich werden etwa 20 Hunde aus dem Tierheim vermittelt, was Platz für weitere 20 neue Hunde schafft. Andere Hunde müssen warten und sind auf die Hilfe lokaler Freiwilliger angewiesen, die sie füttern und mit Wasser versorgen.
Für Katzen gibt es noch kein Tierheim. Sie werden hauptsächlich von lokalen Tierrettungsorganisationen betreut, was zu einem immer wiederkehrenden Kreislauf führt. Die Situation ist noch lange nicht unter Kontrolle, aber wir geben nicht auf. Seit 2023 werden Hunde durch Projekte von Dogs Trust kastriert, aber für Katzen gibt es keinerlei Unterstützung. Das Denken der Menschen gegenüber Katzen ist nicht so schlecht wie gegenüber Hunden, da Katzen als sauberer und nützlich angesehen werden, weil sie Mäuse fangen und daher eher toleriert und teilweise sogar als Haustier gehalten werden. Aber sobald die Muttertiere drei bis vier Würfe pro Jahr haben, werden die Katzen für die Anwohner zum Problem. Die Menschen beginnen, ihre Haustiere auszusetzen, und von Zeit zu Zeit werden wir mit Hilferufen überlastet.
Aus diesem Grund hat die Organisation beschlossen, dieses Jahr Hilfe beim ETN zu suchen, um mit der Kastration der Katzen parallel zu den Hunden zu beginnen. Einige Tierrettungsorganisationen in der Region haben mehr als 50 gerettete Katzen und keine Möglichkeit, sie zur Adoption zu vermitteln, da sich die Vermittlung von Katzen deutlich schwieriger gestaltet als die von Hunden. Wir wünschen uns sehr, dass sich dies in den kommenden Jahren ändert und dass mehr der geretteten Katzen ein Zuhause finden und ein würdiges Leben führen können. Es ist unser großer Traum, auch ihr Leben zu verbessern, bis sich das Denken der Menschen in Bosnien ändert. Bis dahin konnte Happy Paws Bihać dank der Förderung des ETN mehr als 100 Katzen kastrieren. Wir hoffen, bis Ende des Jahres das Ziel von 140 Kastrationen zu erreichen.