ETN und Arycan: Eine erfolgreiche Partnerschaft für die Tiere auf Gran Canaria
Schon häufig berichteten wir über unsere langjährige und äußerst erfolgreiche Kooperation mit unserem Partnerverein Arycan auf Gran Canaria. Bis Ende August 2022 konnten wir dank unserer Kooperation bereits über 16.500 Straßentiere kastrieren und so unfassbar viel Tierleid verhindern. Allein in den ersten 8 Monaten dieses Jahres wurden bereits 2.310 Tiere (620 Hunde, 1.690 Katzen) kastriert – und wir hören noch lange nicht auf!
Unsere Projektleiterin Andrea Hansen erhält kanarischen Tierschutz-Preis
Unsere Projektleiterin Andrea Hansen, die für die Organisation und Umsetzung der Kastrationskampagnen verantwortlich ist, leistet hier Großartiges. Sie hat schon 2013 unsere erste Kastrationskampagne koordiniert und hat großen Anteil an den Verbesserungen, die im Tierschutz auf der Kanareninsel bisher erreicht wurden. Umso mehr freut es uns, dass
nicht nur die Inselregierung, sondern auch die Gemeinden, Tierärztekammer, Tierärzte und Tierärztinnen und alle, die im Tierschutz aktiv sind, sie gut kennen und ihren Einsatz zu schätzen wissen.
Daher sind wir mehr als stolz, dass Andrea dieses Jahr für den Ehrenpreis der Tierärztekammer „Premio Bienestar Animal“ (Tierschutz – Preis) ausgewählt wurde. Mit absoluter Mehrheit ist sie von den Tierärzten und Tierärztinnen von Gran Canaria, Lanzarote und Fuerteventura gewählt worden - Ein weiterer Beweis dafür, dass die langjährigen Bemühungen um die Akzeptanz von Kastrationskampagnen endlich Früchte tragen!
Diese tolle Auszeichnung möchten wir zum Anlass nehmen, Sie hinter die Kulissen der Kastrationskampagnen zu führen und Ihnen einen tieferen Einblick in die Arbeit auf Gran Canaria zu geben:
Ausgangspunkt unserer Arbeit – die Auffangstation Las Palmas
Die zu kastrierenden Tiere sind alle Schützlinge der städtischen Auffangstation in Las Palmas (www.albergueanimalesgrancanaria.com). Die Hunde, aber auch einige Katzen, werden in der Auffangstation aufgenommen und vor der Adoption kastriert. So wird verhindert, dass sie sich später vermehren und doch wieder „unerwünschte Tiere“ abgegeben werden – oder auf der Straße landen. Werden Welpen vermittelt, die noch zu jung für eine Kastration sind, stellt das Team der Station sicher, dass die neuen Halter und Halterinnen die Tiere zur Kastration bringen, sobald sie alt genug dafür sind.
Bei den Straßenkatzen ist es komplizierter!
Gran Canaria besteht aus insgesamt 21 Gemeinden, die teils unterschiedliche Regelungen in ihrer Gemeindeordnung festgeschrieben haben. Soll in einer Gemeinde eine Kastrationsaktion stattfinden, muss Projektleiterin Andrea Hansen daher zuerst mit den jeweiligen Gemeinden Kontakt aufnehmen und überprüfen, ob die „C.E.R“ Methode (Einfangen - Sterilisieren - Freilassen) in der Gemeindeverordnung eingetragen ist.
Denn in den meisten Gemeinden ist das Füttern von herrenlosen Tieren verboten – damit können jedoch auch keine betreuten Katzenkolonien entstehen, die so wichtig sind für unsere nachhaltige Kastrationskampagne.
Daher gilt es für Andrea Hansen vor allem, Überzeugungsarbeit bei den politisch Verantwortlichen zu leisten. Wir dürfen hier nicht vergessen, dass die alleinige Verantwortung für herrenlosen Tiere den Gemeinden unterliegt.
Ist die Gemeinde von der Sinnhaftigkeit der C.E.R. Methode überzeugt, muss im nächsten Schritt ein Katzenregister erstellt werden, in dem die verantwortliche Person, der Ort der Kolonie und die Anzahl der Tiere aufgeführt wird. Betreuende der Katzenkolonien, die bisher für das Füttern der Tiere bestraft wurden, werden so zu Helfenden der Gemeinden. In manchen Gemeinden bekommen sie sogar einen offiziellen Ausweis.
Im nächsten Schritt besuchen Andrea Hansen und die von uns finanzierten Tierärztinnen die Gemeinden und halten Vorträge vor Ort. Es wird gezeigt, wie man eine Katzenkolonie richtig betreut, und vor allem auch über offizielle Rechte und Pflichten aufgeklärt.
Ein Beispiel: Die Hauptstadt las Palmas hat über 200 registrierte Katzenkolonien
und die Anzahl der Tiere liegt jeweils zwischen 6 und 80 Katzen. Unsere Projektleiterin und das Team von Arycan kastrieren hier nicht nur, sondern koordinieren die Kastrationsaktionen, den Transport, verleihen Fallen und Transportboxen sowie Fangnetze und sind natürlich Ansprechpersonen für Probleme aller Art. Auch neben den Großaktionen werden täglich 7 – 15 Katzen kastriert, die mit Hilfe von Arycan und Freiwilligen gefangen und in das Kastrationszentrum gebracht werden. Allen ist dadurch bewusst, wie schwierig es sein kann, Straßenkatzen einzufangen – es erfordert einen ständigen Einsatz und man kann leider längst nicht allen Tieren helfen!
Und so ziehen hier viele Beteiligte an einem Strang:
- Die Inselregierung stellt Räumlichkeiten zur Verfügung
- Die Direktion der Auffangstation sichert die Zusammenarbeit zu
- Der ETN finanziert die Projektleiterin sowie zwei Tierärztinnen
- Die Gemeinden akzeptieren die Methode C.E.R. Einfangen-Sterilisieren und Freilassen
- Liebe Menschen betreuen die Katzenkolonien
- Andrea Hansen und ARYCAN koordinieren die Kastrationskampagnen
In dieser wunderbaren Zusammenarbeit konnten wir schon viel für die Tiere erreichen. Doch es gilt noch sehr viele Gemeinden zu überzeugen und zahllose weitere Straßentiere zu kastrieren, um das Tierleid auf Gran Canaria nachhaltig zu verhindern!
Doch es gibt auch immer wieder schlimme Momente und Notsituationen, wie unser Projektpartner Arycan uns berichtet:
Was uns momentan besonders beschäftigt sind die vielen kranken Katzen, die auf der Straße leben. Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir keinen Hilferuf erhalten.
Viele Touristen melden sich bei uns, weil sie eine angefahrene, verletzte oder abgemagerte Katze gesehen haben. Manchmal direkt in der Hotelanlage oder bei einem Inselausflug. Aber auch viele Betreuer und Betreuerinnen der Katzenkolonien - meist ältere Damen, die mit ihrer kleinen Rente kaum über die Runden kommen und das bisschen Geld, das sie haben, für Katzenfutter ausgeben - bitten uns um Hilfe. Wir können verstehen, dass man sich Sorgen macht und uns benachrichtigt, aber wir sind schon lange an unsere finanziellen und zeitlichen Grenzen gekommen und haben keine freien Plätze für so viele Notfälle.
Hinzu kommen noch die hohen Tierarztkosten, die hauptsächlich bei Einweisungen in Kliniken von Unfallkatzen entstehen. Diese können unsere Tierärztinnen nicht selbst behandeln. Wer übernimmt diese Kosten? Die Touristen wollen nur helfen. Wer pflegt diese Tiere? Wir sind „nur“ für die Kastrationen zuständig und bei 15 Katzen, die oft an einem Tag durch unsere Hände gehen, befindet sich immer wieder eine Katze, die in eine Klinik gebracht werden muss. Wer soll diese Unkosten tragen?
Helfen Sie dabei, auch in Zukunft das Leben der Straßentiere auf Gran Canaria zu verbessern und unterstützen Sie uns.