Eichhörnchen - Klettern statt Kuscheln!
Zugegeben: bisher wurden in dieser Rubrik stets exotische Tiere mit merkwürdigen Namen vorgestellt, die aus fremden Ländern importiert werden. Die meisten Menschen besaßen vor dem Lesen des Textes wohl nicht einmal das Wissen, dass Tiere wie Galagos, Plumporis oder Sugar Glider überhaupt existieren, geschweige denn verfügen sie über das Wissen, worauf man bei der Haltung solcher Exoten alles achten muss. Da leuchtet es ja schon eher ein, dass sich solche Tiere nicht gerade als Haustier eignen. Aber Eichhörnchen?
Jeder Mensch hierzulande kennt doch Eichhörnchen! Und jeder Mensch hat wohl schon mal erlebt, wie diese Tierchen ganz plötzlich den Baumstamm heruntergeklettert kommen, einen mit ihren großen tiefbraunen Augen angucken und dann schnell wie der Blitz wieder über den Boden davonspringen. Leider aber ist man viel zu langsam, um diesen niedlichen Tieren über ihr flauschiges Fell zu streicheln und die Eichhörnchen sind überhaupt viel zu scheu, um sich streicheln zu lassen. Aber was spricht denn eigentlich dagegen, ein gezähmtes Eichhörnchen als Haus- und Schmusetier zu halten? Noch dazu, wo es doch an das deutsche Wetter angepasst ist und eine relativ unkomplizierte Ernährungsweise aufweist?
Wo ist das Problem?
Zunächst einmal muss man die Illusion überwinden, dass Eichhörnchen von heute auf morgen einfach so gezähmt werden können, wie es ja auch mit Hunden oder Katzen gemacht gemacht worden ist. Allerdings vergingen bei der Entwicklung vom wilden Wolf zum Hund bzw. von der Wild- zur heutigen Hauskatze mehrere Jahrtausende, in denen eine schrittweise Anpassung des Tieres an den Menschen stattfand. Selbst wenn es möglich wäre, Eichhörnchen im Verlauf einer langen Zeitspanne zu zähmen, würde das natürlich keinesfalls rechtfertigen, das nächstbeste Eichhörnchen im Park einzufangen und mit in sein Haus zu nehmen.
Man muss sich nur einmal den Körperbau des Eichhörnchens anschauen, um zu verstehen, dass das Eichhörnchen zum Klettern gemacht ist: Das geringe Körpergewicht, die langen und muskulösen Hinterbeine, die bekrallten Greifzehen an allen vier Gliedmaßen, der Schwanz als Gleichgewichtsorgan - Kurz: Der ganze Körperbau ist auf eine Funktion ausgerichtet, der das Eichhörnchen in Gefangenschaft in keinster Weise nachgehen kann: Das Klettern. Versucht das Eichhörnchen dann dennoch verzweifelt, seine natürliche Lebensweise auszuleben, endet dies leicht mit heruntergeschmissenen Fernsehern oder Glasvasen. Oder schlimmer: Wird das Eichhörnchen in einem Käfig gehalten, sind Verhaltensauffälligkeiten und psychische Krankheiten wie Zwangsverhalten, Depressionen oder Aggressionen vorprogrammiert. Und wer bitte hat Freude an einem Tier, das nicht nur nicht zahm, sondern zudem noch depressiv ist und den ganzen Tag traurig in der Ecke sitzt?
Darüber hinaus hat das Eichhörnchen einen enormen Bewegungsdrang, der im Haus natürlich komplett unterdrückt wird. Auch dies hat kaputte Haushaltsgegenstände bzw. psychische Krankheiten beim Tier zur Folge.
Wird eine größere Zahl an Eichhörnchen gefangengenommen, hat dies massive Folgen für das ganze Ökosystem, die oft auch gar nicht genau vorhergesagt werden können und uns daher vor große Herausforderungen stellen. Vor allem kann es zum Rückgang von Eichen kommen, die häufig aus den Eicheln entstehen, die Eichhörnchen als Nahrungsvorrat für den Winter angelegt und dann vergessen haben. Fehlen Eichen, kann es zum Rückgang von Tieren wie etwa Schmetterlingen kommen.
Wir sehen also: Es gibt zahlreiche Gründe, die gegen die Haltung von Eichhörnchen als Haustieren sprechen. Nicht umsonst ist dies in Deutschland daher auch verboten und kann mit Geldstrafen von bis zu 50.000 Euro geahndet werden. Eine Ausnahme davon bilden lediglich schwer kranke oder stark verletzte Tiere. Diese können und sollten kurzzeitig (!) im Haus gesundgepflegt, aber unbedingt wieder in die Freiheit entlassen werden, sobald ihr Gesundheitszustand dies zulässt.
(Bild: shutterstock.com / USBFCO)